Jahrgang 1966 – ledig – 2 Kinder – Selbständig in Beratung und Coaching – Qualifizierte Assistenz im Rahmen der Ambulanten Sozialpsychiatrie – Traumapädagogik – Traumafachberatung.
Meine FASD Vita
… ist eigentlich keine!
Ich arbeite seit nunmehr über 10 Jahren mit Menschen mit psychiatrischen Diagnosen im Rahmen der Ambulanten Sozialpsychiatrie – kurz gesagt, ich assistiere diesen Menschen, um ihnen ein möglichst selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen.
Mit FASD bin ich zuerst im Rahmen meiner ADHS-Coaching-Ausbildung in Berührung gekommen – damals war es immerhin schon als Differential-Diagnose bekannt.
WAS BRINGT MICH DANN DAZU, ALS MITINITIATOR DIESES AKTIONSBÜNDNISSES AUFZUTRETEN?
Was mich in all diesen Jahren immer wieder bewegt, ist die Gewalt, die Menschen mit Beeinträchtigungen entgegengebracht wird. Gewalt, die Verletzungen hinterlässt und damit deren Situation weiter verschärft.
Nun könnten wir bereits die Ursache des FASD als eine Gewalteinwirkung auf das neu beginnende Leben werten, was Alkoholkonsum während der Schwangerschaft sicherlich auch darstellt.
Der neue Mensch betritt also bereits mit erschwerten Startbedingungen diese Welt und begegnet vielen Erwartungen, wie er zu funktionieren hat, was sich wann wie entwickeln sollte usw. – aber jedes Kind ist einzigartig, insbesondere Kinder mit Beeinträchtigungen (auch wenn diese Beeinträchtigungen sich erst viel später klar als solche zeigen). Sie benötigen um so mehr ein Annehmen und Eingehen auf die Bedürfnisse, die wir noch gar nicht kennen.
Säuglinge lernen sich über ihr Umfeld zu regulieren, denn ihr Nervensystem ist noch nicht ausgereift. Und hier lauert die nächste Gefahr… Das Umfeld, das mit den Erwartungen einer „normalen“ Entwicklung dem Erdenbürger begegnet, scheitert – und reagiert leider meist mit Strategien, die nicht wirklich helfen, sondern oftmals noch schaden (z.B. „Jedes Kind kann Schlafen lernen“ u.v.a.).
Ganz davon abgesehen, dass überforderte Eltern oder Bezugspersonen in ihrem Zustand nicht regulierend auf den Säugling wirken, entstehen bereits hier „Missverständnisse“ in der Interaktion – und somit eine Nichterfüllung der Bedürfnisse. Die Nichterfüllung von Bedürfnissen – sei es nun gewollt oder nicht – ist eine Gewalteinwirkung auf die zaghafte Entwicklung und hinterlässt weitere Spuren. Nicht richtig sein, nicht richtig funktionieren, Verwirrung auslösen – diese Rückmeldungen können bereits Säuglinge deutlich wahrnehmen.
Neueste Untersuchungen in der Stressforschung lassen erkennen, dass hier bereits wesentliche Weichen für das weitere Leben gestellt werden.
Was bedeutet dies nun für ein FASD-Kind? Ich kann nur Vermutungen anstellen, kann aber aus meiner Arbeit mit Klienten, die in frühester Jugend schwere Misshandlungen und Vernachlässigung erlebt haben, erahnen, wie gravierend die Folgen sein müssen! Im neuen ICD 11 (wahrscheinlich 2022) werden Belastungsfolgen differenzierter dargestellt als noch im ICD 10. Es wird dann eine Beschreibung von Traumata Typ 2 (man-made-desaster) geben, die in der Folge genau das beschreiben, was Erwachsenen mit FASD tagtäglich begegnet und in einer Traumafolgestörung mündet.
Hier beginnen viele Fragestellungen, die auch Forschungsansätze sein können.
ZURÜCK ZUR MOTIVATION FÜR DAS FASD-AKTIONSBÜNDNIS…
Menschen, die immer wieder in ihrer Persönlichkeit verletzt wurden (z.B. durch Nichterfüllung elementarer Bedürfnisse) und sich deshalb in Frage stellen, keine Lösungsstrategien entwickeln konnten, sich wiederholt überfordert fühlen, immer wieder einen Kontrollverlust erleiden, die erleben unser „Hilfe-System“ meist mehr als Belastung denn als Entlastung.
Die Reaktionen des „Hilfe-Systems“ erlebe ich meist immer noch sehr unreflektiert: „Dieser Mensch möchte dann ja keine Unterstützung, will sich nicht entwickeln, usw.“ – Kurz gesagt – er ist selbst schuld! Immer noch liegt es alleine an demjenigen, der sich ans System wendet, wenn es nicht klappt. Konsequente Umsetzung von Qualitäts-Management-Gedanken (Der Kunde steht im Mittelpunkt) wären ein Anfang, Hilfe und Unterstützung aus der Sicht des Menschen mit Beeinträchtigungen zu denken.
In diesem Sinne möchte ich mich in das Aktions-Bündnis mit einbringen.
Es ist mir ein besonderes Anliegen, auf die Gewalt und ihre Folgen hinzuweisen, die durch „Hilfe“ entstehen kann – nach dem Motto: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!
Die Deutungshoheit der diagnostizierenden Berufsstände sowie professioneller Erzieher/Sozialarbeiter stellen oft eine weitere Gewalteinwirkung dar. Sie interpretieren und beurteilen der „Norm“ entlang und berücksichtigen meist nicht die erschwerten Startbedingungen bzw. die individuelle (begrenzte) Entwicklungsmöglichkeit von Menschen mit FASD bzw. allen früh wesentlich verletzten (traumatisierten) Kindern. Ich möchte für eine neue Haltung werben, die auch im neuen Teilhabegesetz (SGB IX) gut zum Ausdruck kommt: Es geht um Assistenz für ein selbstbestimmtes Leben!
Sie können mich unter kontaktieren.