Peter Kon­rad Ret­ten­bach

Jahr­gang 1955 – ledig – 1 Kind – haupt­be­ruf­lich Rhein­län­der und Rent­ner – neben­be­ruf­lich ehren­amt­li­cher gesetz­li­cher Betreu­er.

Mei­ne FASD Vita

Vor eini­gen Jah­ren bat mich mei­ne dama­li­ge Freun­din, ob wir nicht ein­mal ihren Bru­der, der in einem psych­ia­tri­schen Wohn­heim lebe, besu­chen könn­ten.

Was ich vor­fand, war aller­dings nicht ein psy­chisch kran­ker Mensch von nicht ein­mal 30 Jah­ren, der in einer geschütz­ten Ein­rich­tung ange­mes­sen betreut, behan­delt und gepflegt wur­de, son­dern einen, augen­schein­lich obdach­lo­sen, schwer dro­gen­ab­hän­gi­gen Bett­ler und Klein­kri­mi­nel­len, der sei­ne Tage am Haupt­bahn­hof in Han­no­ver fris­te­te und gele­gent­lich in die Betreu­ungs­ein­rich­tung ein­fiel, um dort Kraft für den nächs­ten Dro­gen­ex­zess zu sam­meln. Kei­ner der zustän­di­gen Pfle­ger und Ärz­te, nicht der gesetz­li­che Betreu­er, noch die Jus­tiz oder die Poli­zei, und natür­lich auch nicht er selbst, schien in der Lage zu sein, den Weg in den Abgrund und frü­hen Tod auf­zu­hal­ten.

Es gelang mir, als Vater einer nor­mal gera­te­nen Toch­ter, der mit männ­li­chen Zög­lin­gen oder psy­chisch Kran­ken kei­ner­lei Erfah­run­gen hat­te, erstaun­li­cher­wei­se sofort einen Kon­takt zu ihm auf­zu­bau­en; offen­sicht­lich als ein­zi­ger sei­ner betreu­en­den Umge­bung, sodass man mich bei­na­he fle­hent­lich bat, die Betreu­ung für ihn zu über­neh­men. In völ­li­ger Unkennt­nis was mich erwar­te­te, ließ ich mich zum gesetz­li­chen Betreu­er ernen­nen.

Damit begann mein Weg mit ihm durch die Psych­ia­trie und Dro­gen­höl­le.

Als Ers­tes hat­te ich Ber­ge von Gut­ach­ten, ärzt­li­chen Stel­lung­nah­men, Gerichts­ak­ten, Ent­wick­lungs­be­rich­ten usw. zu stu­die­ren und kam zu dem Ergeb­nis, dass die all­ge­mein behaup­te­ten Dia­gno­sen – para­no­ide Schi­zo­phre­nie, dro­gen­in­du­zier­te Psy­cho­sen – nicht­zu­tref­fend sein konn­ten. Ins­be­son­de­re, weil offen­sicht­lich alle „wirk­sa­men Medi­ka­men­te“ (er hat sie wirk­lich alle durch) offen­sicht­lich eben nicht wirk­sam waren.

Nach einem wei­te­ren Unter­brin­gungs­gut­ach­ten – á la: for­mu­lie­ren wir das, was die Vor­gut­ach­ter geschrie­ben haben, etwas um und schrei­ten zur Kas­se – gelang es mir, das Betreu­ungs­ge­richt Ham­burg zu ver­an­las­sen, eine für ihre her­aus­ra­gen­de Kom­pe­tenz bekann­te Gut­ach­te­rin zu beauf­tra­gen.

Plötz­lich hieß sei­ne Krank­heit Feta­les Alko­hol­syn­drom (FASD). Auf 37 Sei­ten wur­de kom­pe­tent und schlüs­sig erklärt, was es ist, woher es kommt und wohin es führt. Und sofort ließ sich alles erklä­ren, was bis­her pas­siert war.

FASD ist aber kei­ne Krank­heit, die man behan­deln kann, son­dern eine lebens­lan­ge, meist unsicht­ba­re Behin­de­rung!

Aber dann muss­te ich fest­stel­len, dass es offen­bar auch eine weit­hin unbe­kann­te und unter­schätz­te Behin­de­rung ist. In der Kind­heit, Jugend und frü­her Ado­les­zenz oft noch „sicht­bar“ und Ziel von durch­aus inten­si­ven Bemü­hun­gen, eine „Bes­se­rung“ her­bei­zu­füh­ren, ver­schwin­det Wahr­neh­mung und Ver­ständ­nis im wei­te­ren Erwach­se­nen­le­ben fast voll­stän­dig, sodass es auch nahe­zu kei­ne adäqua­ten Unter­stüt­zun­gen gibt.

Mei­ne Zie­le inner­halb des Akti­ons­bünd­nis­ses sind

  • För­de­rung der Dia­gno­se­ka­pa­zi­tä­ten für FASD
  • Aner­ken­nung von FASD als lebens­lan­ge Behin­de­rung
  • Auf­bau von dau­er­haft lebens­wer­ten Struk­tu­ren für FASD-Behin­der­te im Erwach­se­nen­al­ter

Sie kön­nen mich unter  errei­chen.


Alle Mit­strei­ter des Akti­ons­bünd­nis­ses.