Leser­brie­fe zum Arti­kel „Was Alko­hol bei Schwan­ge­ren anrich­ten kann“

Zur Arti­kel vom 14.06.2002 hat die Aache­ner Zei­tung am 29.06.2022 zwei Leser­brie­fe ver­öf­fent­licht, die wir hier wie­der­ge­ben dürfen.

Vero­ni­ka Nagel aus Wür­se­len schreibt:

Mit großem Inter­es­se habe ich den Arti­kel gele­sen. Seit neun Jahren bin ich auch mit dem Thema „Feta­les Alko­hol­syn­drom“ im Alltag befasst und erlebe als Dau­er­pfle­ge­mut­ter, wie schwie­rig es ist, diese unsicht­ba­re Behin­de­rung anzu­neh­men und in den jewei­li­gen Sys­te­men För­der­maß­nah­men für das betrof­fe­ne Kind zu bekom­men. Es gilt immer wieder die Bar­rie­re des übli­chen Den­kens zu durch­bre­chen, näm­lich, dass übli­che Ver­hal­tens­ab­läu­fe nicht rou­ti­niert ablau­fen, dass Regeln ver­ges­sen werden, dass pro­vo­zie­ren­des Ver­hal­ten nicht per­sön­lich genom­men werden darf. Dabei helfen mir die FASD Selbst­hil­fe­grup­pe im Kreis Düren, Grup­pen­tref­fen jeden letz­ten Mitt­woch im Monat um 19.30 Uhr, Kon­takt: (Anm. d. Red.: Diese Selbst­hil­fe­grup­pe ist tat­säch­lich die ein­zi­ge in unse­rer Region) und die auch sehr hilf­rei­chen Fort­bil­dun­gen und die Netz­werk­ar­beit über das FASD Bera­tungs­zen­trum Köln: https://fasd-fz-koeln.de. Kinder mit FAS brau­chen eine sehr klare Struk­tur und Halt geben­de Ritua­le. Auch wenn sie sehr wort­ge­wandt auf­tre­ten, dürfen sie in ihren Mög­lich­kei­ten nicht über­schätzt werden.

Auch Mar­lies A. Wefers aus Übach-Palen­berg befasst sich mit dem Text zum Feta­len Alko­hol­syn­drom:

Vielen Dank, vor allem an die Autorin Chris­ti­na Mer­kel­bach, dafür, dass Sie das Thema „Feta­les Alko­hol­syn­drom“ an so expo­nier­ter Stelle prä­sen­tiert haben. Es gehört ja in der Tat nicht nur in die Rubri­ken „Leben“, „Gesell­schaft“ oder „Gesund­heit“. Es istauch end­lich bitter not­wen­dig, es von­sei­ten der Poli­tik auf­zu­grei­fen und von dort anzu­ge­hen. Men­schen, die durch den wie auch immer beding­ten Alko­hol­miss­brauch ihrer Mutter bereits vor der Geburt für ihr ganzes Leben geschä­digt wurden, brau­chen lebens­lang das Ver­ständ­nis und die Unter­stüt­zung unse­rer Gesell­schaft, in der Fami­lie, in den Erzie­hungs­ein­rich­tun­gen, den Schu­len, von­sei­ten der Ärzte und der Kran­ken­kas­sen, der Jugend­äm­ter, der Arbeit­ge­be­rIn­nen … FASD muss als Krank­heit aner­kannt werden! Für die Betrof­fe­nen müssen Dia­gno­se­stel­len, medi­zi­ni­sche, psy­cho­lo­gi­sche, sozi­al­päd­ago­gi­sche Fach­kräf­te, Ein­rich­tun­gen, Betreu­ungs­mög­lich­kei­ten etc. ent­wi­ckelt und bereit­ge­stellt werden, auch end­lich und gerade für Erwach­se­ne. Da dies bisher noch nicht der Fall ist, musste unser Adop­tiv­kind, muss­ten wir als Adop­tiv­el­tern nun­mehr 45 Jahre lang viele bit­te­re Erfah­run­gen sam­meln, ähn­lich denen, die der im Arti­kel genann­te Vater mit seinen sogar zwei geschä­dig­ten Söhnen so offen schil­dert. Seit der Hälfte der Zeit kennen wir erst, durch Zufall aus dem Munde der leib­li­chen Mutter erfah­ren, die Ursa­che für all diese Pro­ble­me. Vor bezie­hungs­wei­se seit erst knapp 15 Jahren ist uns – einem Inter­view im „Stern“ mit Prof. Hans-Ludwig Spohr aus Berlin und dem Inter­net sei Dank – die Dimen­si­on der Pro­ble­ma­tik so rich­tig bewusst gewor­den. Eine wei­te­re und brei­te­re Auf­klä­rung über diese Miss­stän­de und die genann­ten Maß­nah­men halten wir aktu­ell und in Zukunft für wün­schens­wert, ja für drin­gend not­wen­dig .


Wei­te­re Pres­se­ar­ti­kel zu FASD