Der Umgang mit FASD ist kein Zauberwerk. Durch die Beachtung einiger Regeln wird es einfacher, alltägliche Situationen zu bewältigen, auch wenn es eine Herausforderung bleibt.
Die hirnorganischen Schäden aufgrund von FASD und die oft zusätzlichen Belastungen durch traumatische Erfahrungen können bei den alltäglichsten Situationen Überforderungen verursachen, einfach weil für die Verarbeitung von Informationen oft nicht genügend Arbeitsleistung zur Verfügung steht.
Unsere Tipps:
- Anzeichen für Überforderung erkennen, den richtigen Moment abwarten.
„Das Eisen schmieden, wenn es kalt ist“ - Anforderungen zerlegen, nur eine auf einmal.
- Auf einfache Sprache achten, abstrakte Konzepte vermeiden oder verständlich erklären.
- Wiederholungen helfen
Dieser Stress beeinflusst auch das jeweilige Gegenüber, vor allem, wenn man etwas erfolgreich vermitteln oder erledigen möchte.
- Aufmerksamkeit für die eigenen Gefühle. Wo steht die „Emotions-Ampel“?
- Sicherheit vermitteln
- Nicht die „Erledigung“ des Problems sollte im Vordergrund stehen, sondern in Beziehung zu gehen bzw. zu bleiben. Keine Lösung ohne positive Bindung.
Oft sind die Erwartungen an Menschen mit FASD zu hoch, zumal sie auf den ersten und oft auch zweiten Blick nicht den Eindruck machen, als ob sie zu diesem und jenen nicht fähig wären. Selbst mit einigen Erfahrungen ist man vor unterbewussten Enttäuschungen nicht völlig gefeit.
- Sich die eigenen Erwartungen bewusst machen und ggfs. anpassen.
Besonders die Erwartung auf Eigeninitiative bei Menschen mit FASD kann immer wieder enttäuscht werden.
- Nicht auf Initiativen warten, stattdessen selber Angebote machen.
- Das gilt auch für soziale Kontakte. Menschen mit FASD brauchen sehr oft Unterstützung bei der Aufrechterhaltung oder Initiierung sozialer Kontakte.
- Bzgl. Verhalten in Vorleistung gehen. Meistens erfolgt eine Handlungsveränderung durch uns.
Aber…
…was man aufgrund der oft unreifen und wenig realistischen Selbsteinschätzung – oder gar so manchen Blender-Erfahrungen – bei Menschen mit FASD leicht übersieht, sind ihre eigenen Angebote, Wünsche und Ideen. Auch kann einen die dauernde Anstrengung eigener Initiativen und Angebote so vereinnahmen, dass man sie andersrum nicht als solche registriert oder sogar nicht mehr erwartet.
- Man sollte einen Sinn dafür entwickeln, wie sich solche Angebote äußern.
- Sie sind grundsätzlich sehr individuell!
Entsprechend stimmt auch ein bekanntes Sprichwort nicht: „Kennst du einen, kennst du alle“. Angewandt auf Menschen mit FASD müsste es heißen „Kennst du einen, kennst du einen!“
Alle Defizite und Einschränkungen wurden bereits allgemein formuliert. Ihre Ausprägungen können jedoch äußerst individuell sein und gehen soweit, dass keine einzige von ihnen für alle gilt. Deshalb ist es geradezu eine Voraussetzung für alles andere…
- …individuelle Bedarfe und Ressourcen zu erkennen und zu fördern
Eben weil FASD eine lebenslange Herausforderung bleibt, brauchen auch Bezugspersonen, ob familiär oder aus den helfenden Berufen mindestens den regelmäßigen Austausch mit anderen, wenn nicht gar eine Unterstützung durch Coaching oder therapeutische Interventionen. Die Konfrontation mit eigenen Grenzen, Verletzungen und Schwachpunkten ist unvermeidlich und auch nicht irgendwann erledigt.
Ähnliches gilt für die Trauer um ein Leben, dass man sich so nicht vorgestellt hatte. Schuldgefühle, enttäuschte Erwartungen, Erfahrungen von Leid und oft tragischen Misserfolgen, Abwertung, Ausgrenzung, Ignoranz und Stigmatisierung aus der eigenen Umgebung. Nicht zu vergessen die Ohnmacht, meist nicht die richtigen Unterstützungen zu bekommen, selbst des Öfteren nicht wirklich helfen zu können oder daran zu verzweifeln…usw. Diese Trauer ist sehr individuell und äußert sich auch so. Sie betrifft nicht nur die Angehörigen, sondern auch Menschen mit FASD.
- Es braucht Zeit, Verständnis und Achtsamkeit, um zu lernen, damit zu leben.
- Es gibt keinen Anspruch auf Gerechtigkeit, aber es gibt hier auch keinen Schuldigen.
- Resilienz entsteht nicht durch Erfolge, sondern durch eine erfolgreiche Verarbeitung widriger Umstände.