Susan­na Zelt­in­ger

Jahr­gang 1958 – getrennt lebend – 1 Sohn – haupt­be­ruf­lich Öffent­lich­keits­ar­beit zum Thema FASD – neben­be­ruf­lich Rent­ne­rin – Lei­tung einer Selbst­hil­fe­grup­pe für Eltern von Jugend­li­chen und jungen Erwach­se­nen mit FASD – ehren­amt­li­che gesetz­li­che Betreue­rin.

Meine FASD Vita

Mein Mann und ich beka­men vor 21 Jahren einen 3 ½ Wochen alten Pfle­ge­sohn, wis­send um die vor­ge­burt­li­chen Schä­di­gun­gen durch Drogen, aber unwis­send über die Pro­ble­me die dies mit sich brin­gen sollte. Es folg­ten viele Arzt­be­su­che, The­ra­pien, Früh­för­de­run­gen, jedoch immer noch ohne die Dia­gno­se FASD. Diese wurde erst im Alter von 17 Jahren gestellt, nach­dem ich einen Bericht im TV gese­hen und mich direkt um einen Termin in einer Klinik bemüht hatte. Bis dahin lief alles unter dem Deck­man­tel ADHS und Ent­wick­lungs­ver­zö­ge­rung. Ein befreun­de­ter Kin­der­arzt, unser Nach­bar, der die Ent­wick­lung mit­be­kom­men hat, sagte uns mal so neben­bei, als wir ihm von der FASD Dia­gno­se berich­te­ten, „Das hätte ich euch gleich sagen können, das sah man auch.“ Das machte mich fas­sungs­los.

Ich über­leg­te lange und war anfangs der Über­zeu­gung, „Gut, dass wir es nicht wuss­ten“, denn wir hatten trotz der Belas­tun­gen eine gute und zuver­sicht­li­che Zeit. Hätte das Wissen um eine lebens­lan­ge Behin­de­rung dies viel­leicht über­schat­tet? Heute sehe ich das etwas anders. Es hätte eine noch geziel­te­re För­de­rung erfol­gen können, ggf. Schul­be­glei­tung, die diese unse­li­gen Schul­wech­sel u.U. ver­hin­dert hätten. Vor allem wäre die Aus­ein­an­der­set­zung mit seiner Behin­de­rung und die Akzep­tanz, für unse­ren Sohn ein­fa­cher gewor­den.

Dies in seinen rebel­li­schen Jahren zu erfah­ren, war für ihn ein­fach viel schwe­rer zu akzep­tie­ren. Er kann es immer noch nicht anneh­men und ist in einem stän­di­gen Kon­flikt mit „etwas wollen und es nicht können“.

Seit mir klar wurde, was die Dia­gno­se FASD für das all­täg­li­che Leben bedeu­tet, habe ich mich der Auf­klä­rung zu diesem Thema ver­schrie­ben. Ich habe Flyer dru­cken lassen und diese an sämt­li­che Schu­len, die unser Sohn besucht hat, ver­teilt, und eine Selbst­hil­fe­grup­pe für Eltern von Jugend­li­chen und jungen Erwach­se­nen gegrün­det. Denn die Not ist ein­fach groß. Das Thema junge Erwach­se­ne mit FASD umspannt so viele Berei­che:  Wohnung/​Unterbringung, sozia­le Inte­gra­ti­on, Ver­ständ­nis für eine Behin­de­rung, die man nicht unbe­dingt sieht und gleich erkennt. Part­ner­schaft, Sucht, Kri­mi­na­li­tät, Arbeit, Psych­ia­trie und Schutz.

Des­halb steht allem voran die Auf­klä­rung von Behör­den, Schu­len, Ärzten, Gerich­ten, Poli­zei und Insti­tu­tio­nen.

Noch ein Thema, für das ich mich stark­ma­che, ist die Super­vi­si­on für Pfle­ge­el­tern. Die Pfle­ge­el­tern schul­tern alles 24/7, Super­vi­si­on gibt es nur für Erzie­hungs­stel­len. Das darf nicht sein. Denn nicht nur die Men­schen mit FASD brau­chen drin­gend Hilfe, son­dern auch, oder gerade die, die das Ganze am Laufen halten und sich oft dabei ver­ges­sen

Sie können mich unter  errei­chen.


Alle Mit­strei­ter des Akti­ons­bünd­nis­ses.